Vom Umgang mit Menschen

22.09.2021, 20:00 Uhr

Foto/Bild von reservix

Claire Huangci, Asfa-Wossen Asserate

Authentisch und ehrlich sollen wir sein, kreativ und innovativ. Rücksichtnahme, Höflichkeit und die Formen des geplfegten Umgangs, die Verständigung auch im Widerspruch ermöglichen? Sie gelten oft als entbehrlich, wie der Blick in die Kommentarspalten der sozialen Netzwerke offenbart. Dabei sind "Manieren" nicht nur eine zivilisatorische Errungenschaft ersten Ranges, sie sorgen auch für ein wunderbares Spiel mit den Nuancen von Konformität, Haltung und Abweichung. In unserer Kooperation zwischen dem Literaturfest Niedersachsen und den Niedersächsischen Musiktagen kommt es zum Vis-à-vis zwischen der Reflexion über klassische Benimmregeln einerseits und einer Musik, die die reiche Tradition tänzerischer und rhetorischer Genres aufgreift. Dabei wird erkennbar, wie produktiv und doch vergnüglich die Auseinandersetzung mit tradierten Erwartungshaltungen sein kann - nicht allein in der Kunst, sondern vor allem auch im praktischen Leben.Als Asfa-Wossen Asserates Erfolgsbuch "Manieren" 2003 herauskam, da vermutete die FAZ, dieser "Band eines Aristokraten mit exotisch anmutendem Namen" könne "das Werk mit dem größten demokratischen Reiz sein", das die Zeitung jemals vorabgedruckt habe. Der Text erörterte Fragen wie die, ob während eines Besuchs der Fernseher laufen dürfe, ob ein Einstecktuch den gleichen Farbton wie der Herrenanzug haben dürfe, oder ob Glaubensdinge beim geselligen Abendessen den angemessenen Gesprächsgegenstand abgäben. Dabei hatte der äthiopische Prinz, der eine deutsche Erziehung genoss und in den sechziger Jahren nach Frankfurt kam, wo er als Unternehmensberater arbeitete, einen überaus eleganten und kosmopolitischen Blick auf das Thema geworfen. Mit der besonderen Pointe, dass dieses Thema spätestens seit 1968 auch in Deutschland als verstaubt, ja tendenziell reaktionär beargwöhnt wurde...In Zeiten globaler Krisen, die physische Distanz zwischen den Menschen und ihre Solidarität zugleich erfordern, scheint die Aufmerksamkeit für gelebte Rituale, für Form, Stil und Spiel wieder ganz aktuell. Das Klavierrezital der Amerikanerin Claire Huangci, 2018 Gewinnerin des berühmten Concours Géza Anda, schlägt einen Bogen von den stilisierten aristokratischen Tanzformen des Barock über die elegantesten Charakterstücke des 19. Jahrhunderts bis hin zum Neoklassizismus der frühen Moderne.

Location:
Schloss Hämelschenburg, Zehntscheune
Schlossstr. 1
31860 Emmerthal

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